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Wie gefährlich ist Carrageen wirklich?

Ich finde, es ist mal wieder Zeit für einen Grundlagen-Artikel. Beim Aufräumen habe ich letztens noch eine alte Packung roten Tortenguß gefunden. Ungeöffnet. Als ich mir die Inhaltsstoffe mal genauer angeschaut habe, wusste ich auch, warum ich es nie benutzt habe: Es ist Carrageen drin. Das ist mir wohl entgangen, als ich es damals gekauft habe. Was ist nun an Carrageen so schlimm? Ist es wirklich schädlich?

Wenn man zunächst die chemische Beschaffenheit außen vor lässt, bedeutet der Zusatz von Carrageen in einem Lebensmittel immer, dass es als Füllstoff für etwas eingesetzt wurde, das eben fehlt. Außerdem ist Carrageen immer nur in industriell gefertigten Lebensmitteln enthalten, denn es fungiert als Emulgator und als Verdickungsmittel, um Textur zu verleihen, es wird aber auch dazu verwendet, dass cremige oder dickflüssige Lebensmittel bei der Produktion nicht an den Maschinen kleben bleiben und somit der Reinigungsaufwand gering bleibt.
Carrageen gehört also mit zu den Indizien, dass es sich um minderwertige Lebensmittel handelt, denn wenn alles das drin wäre, was reingehört, müsste man ja kein Verdickungsmittel zusetzen. Gerne sagen die Hersteller auch, dass der Verbraucher eine dickere Textur wünscht oder nur die cremigen und einheitlichen Lebensmittel möchte. Vielleicht ist da ein bisschen Wahrheit dran, dass die Verbraucher nicht mehr wissen, dass sich nunmal Rahm bei Sahne absetzen kann oder das natürlicher Frischkäse eigentlich eher bröckelig als cremig ist. Die Unternehmen, Werbung und Produzenten tun aber auch herzlich wenig dagegen, dass sich dies ändert und die Verbraucher aufgeklärt werden. Denn Carrageen zuzusetzen ist auch viel günstiger als mehr von den natürlichen Stoffen, die eigentlich reingehören oder auf natürliche Verdickungsmittel wie Guarkernmehl oder Agar-Agar zurückzugreifen.

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Was genau ist nun Carrageen?

Carrageen ist in der EU ein kennzeichnungspflichtiger Zusatzstoff der unter die Verdickungsmittel fällt. Es versteckt sich auch hinter der E-Nummer E407. Man findet ihn z.B. in Milchprodukten wie Sahne, Pudding, Kakaogetränken oder Eiscreme, aber auch in Wurst oder Light-Produkten. Außerdem wird Carrageen auch zur Filtrierung und Klärung von Wein und Bier verwendet. Carrageen wird aus Rotalgen hergestellt, allerdings hört sich dieser Prozess viel natürlicher an, als er eigentlich ist. Der Stoff wird mithilfe von alkalischen Lösungen, Alkohol oder Kaliumchlorid chemisch aus den Algen herausgelöst, filtriert, getrocknet und pulverisiert. Es gibt auch nicht nur ein Carrageen, sondern verschiedene Arten. Das in Lebensmitteln verwendete Carrageen ist fast immer eine Mischung aus unterschiedlichen Typen. Das macht es auch so schwierig, das Risiko und die Schädlichkeit einzuschätzen. Während großmolekulare Carrageensorten als unschädlich eingestuft werden und in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, gelten kleinmolekulare Sorten nachweislich als gesundheitsschädlich und dürfen nicht zugesetzt werden. Soweit die offizielle Trennung. So einfach ist es jedoch nicht, darf das zugelassene Carrageen doch 5% Verunreinigungen enthalten.

Verdacht auf Gesundheitsgefahr

Des Weiteren besteht der Verdacht, dass großmolekulares Carrageen während der Verdauung zu schädlichem Carrageen umgewandelt werden kann. Auch Tierversuche zeigen eine eindeutige krebsauslösende Wirkung. Dass Carrageen in Bio-Produkten (EG-Bio-Siegel) zugelassen ist, ist für mich unverständlich und sagt in diesem Fall auch keineswegs etwas über die Unschädlichkeit aus. Vielmehr deutet dies auf eine starke Lebensmittel-Lobby hin, die darauf pocht, das günstige Carrageen weiterhin für die Produktion verwenden zu dürfen. Es gibt aber ja noch andere Bio-Siegel, die umfangreichere Richtlinien ansetzen. Folgende Bio-Siegel und Marken schließen eine Verwendung von Carrageen in ihren Richtlinien aus:

  • Alnatura
  • demeter
  • Ecovin (Wein)
  • Biokreis
  • Bioland
  • Biopark
  • Gäa
  • Naturland

Die WHO behauptet, es gehe keinerlei Gefahr von Carrageen aus, empfiehlt aber eine Höchstmenge von 75 mg/kg Körpergewicht. Für Säuglingsnahrung ist Carrageen gar nicht zugelassen. Für mich ein eindeutiges Indiz dafür, was auch die wiedersprüchlichen Studien zeigen: Man weiß noch längst nicht alles über diesen Stoff.

Kontroverse Studienergebnisse

Wenn man nach Studien mit Carrageen sucht, findet man eine ganze Menge Material. In vielen Studien wurden Tierversuchen durchgeführt (der Großteil der Original-Studien wurde auf englisch verfasst, also seht es mir bitte nach, dass die Seiten und Artikel, zu denen ich hier verlinke, auf englisch sind). In einer Studie konnte z.B. bewiesen werden, dass Meerschweinchen, denen Carrageen verabreicht wurde, eine Colitis Ulceroa, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, entwickelten. Natürlich kann hier immer das Argument angebracht werden, dass die Ergebnisse von Tierversuchen nicht unbedingt auf den Menschen übertragbar sind. Andere Untersuchungen an Menschen zeigten jedoch auch, dass Carrageen bei empfindlichen Organismen zu allergieähnlichen Reaktionen führen kann. Des Weiteren konnte eine Veränderung des Immunsystems beobachtet werden. Dem gegenüber stehen jedoch auch zahlreiche Studien, die Carrageen keine generelle toxische Wirkung nachweisen konnten.

Fazit

Unterschiedliche Studienergebnisse und Sichtweisen mögen sicherlich daran liegen, dass unterschiedliche Carrageen-Sorten untersucht wurden. Aber auch daran, dass einige Studien von Lebensmittel-Herstellern finanziert wurden und einige nicht. Fakt ist: Solange nicht umfangreich und sicher geklärt ist, dass Carrageen unschädlich ist bzw. unter welchen Umständen es schädlich werden kann, kann ich nur empfehlen, konsequent auf Produkte, die Carrageen enthalten, zu verzichten.

 

 

 

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